Stadt und Soziale Frage – Perspektiven wohnungspolitischer und feministischer Initiativen (Online/Berlin)

Date/Time
Date(s) - November 26, 2021
9:30 am - 11:00 am
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Stadt und soziale Frage
Diskussion im Rahmen der Tagung „Soziale Bewegungen und soziale Frage“ des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung
26. November 2021, 9:30 bis 11:00, online
Anmeldung hier
Verschiedene Prozesse, die zu einer Verschärfung sozioökonomischer Ungleichheiten und sozialräumlicher Disparitäten beitragen, laufen nicht nur in der Stadt zusammen, sondern sind unmittelbar mit einem neoliberalen Strukturwandel von Arbeits- und Lebensverhältnissen im Stadtraum verbunden. Insbesondere feministische und wohnungspolitische Bewegungen, aber auch Arbeitskämpfe jenseits etablierter Gewerkschaften entwickeln hiergegen Widerstand und stellen aus verschiedenen Perspektiven heraus die soziale Frage.
Mit einem Podium, das Perspektiven aus Bewegungsforschung- und Praxis versammelt, möchte die Veranstaltung dem transformativen Potential einer bewegungsübergreifend gestellten sozialen Frage nachgehen: Zunächst beleuchten Julia Dück und Moritz Altenried, das Verhältnis des digitalen Kapitalismus zur Krise sozialer Reproduktion. Hiermit tragen sie Überlegungen bei, wie sich gegenwärtig Strukturen sozialer Ungleichheit verändern und verschärfen. Anschließend bringt Milena Steinmetzer (JIF Luxemburg) die Idee des feministischen Streiks in das Panel ein und setzt sie ins Verhältnis zu klassenpolitischen Fragen. Dabei berichtet sie von kämpfen um Care-Arbeit an den Rändern gewerkschaftlicher Repräsentation. Frizzi Ruschke wird von der Entstehung der Kampagne „Deutsche Wohnen & Co enteignen“ berichten. Hierbei widmet sie sich der Frage, inwiefern mietenpolitische Kämpfe verschiedene Dimensionen sozialer Ungleichheit sichtbar machen und neue politische Solidaritäten erarbeiten können.
Auf dieser Grundlage lagen wir zur gemeinsamen Diskussion inhaltlicher und strategischer Schnittstellen zwischen sozialen Bewegungen ein: Welche Erfahrungen sozialer Ungleichheit prägen gegenwärtig Arbeits-, Lebens- und Wohnverhältnisse in der Stadt und auf welche (gemeinsamen) Ursachen gehen sie zurück? Ermöglicht deren Artikulation durch verschiedene soziale Bewegungen auch bewegungsübergreifende Zusammenschlüsse? Welche Konfliktlinien gilt es dafür zu bearbeiten? Inwiefern können gerade in der Stadt Protestpraktiken – wie etwa der (politische) Streik – als geteilte Strategien (weiter)entwickelt werden? Wie kann eine bewegungsübergreifend gestellte soziale Frage politische Institutionen (neu) adressieren?
Diskussion mit:
Moritz Altenried ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Ethnologie und am Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Humboldt-Universität zu Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Arbeit, Digitalisierung, Migration, Plattformen, die Politische Ökonomie des Digitalen, sowie Logistik und Infrastruktur. In Kürze erscheint von ihm The Digital Factory (University of Chicago Press).
Julia Dück hat an der Friedrich Schiller Universität Jena zu Kämpfen um Care in der Krise promoviert und arbeitet als Referentin für soziale Infrastrukturen und verbindende Klassenpolitik in der Rosa Luxemburg Stiftung. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind marxistische und feministische Gesellschaftstheorie, (multiple) Krise und Hegemonie, Soziale Reproduktion und Geschlechterverhältnisse sowie gesellschaftliche Kämpfe um Care in der Krise.
Milena Steinmetzer kommt aus Luxemburg, arbeitet als beigeordnete Gewerkschaftssekretärin beim OGBL im Bereich Öffentlicher Dienst und ist materialistische Feministin. Schon jung hat sie sich politisiert und ist seitdem in diversen Kontexten politisch aktiv. Ihr momentaner Fokus liegt auf feministischer und gewerkschaftlicher Organisierung und wie diese gemeinsam gedacht werden können. Seit 2017 ist sie in der Plattform JIF Luxembourg aktiv welche ein breites Bündnis zur gemeinsamen Organisierung des 8. März im Luxemburg anstrebt. Die letzten zwei Jahre wurden von dieser Plattform aus die ersten Frauenstreiks in Luxemburg organisiert.
Frizzi Ruschke ist Teil der Initiative „Deutsche Wohnen & Co Enteignen“. Weitere Informationen unter: https://www.dwenteignen.de/
Die Anmeldung zur Tagung des Instituts für Protest- und Bewegungsforschung ist hier möglich: https://protestinstitut.eu/veranstaltungen_uberblick/jahrestagung-2021-soziale-bewegungen-und-die-soziale-frage/